Klarna zählt zu den wichtigsten Fintechs der Welt (Bild: IMAGO/Rüdiger Wölk).

Ruinieren Zahlungen mit Klarna & Co. den Schufa-Score?

„Buy-Now-Pay-Later“-Angebote werden immer beliebter. Verbraucher blenden aber gerne aus, dass sie damit faktisch Kredite aufnehmen. Das kann zur Schuldenfalle werden und die Kreditwürdigkeit erheblich verschlechtern. Seit kurzem kooperiert auch die Wirtschaftsauskunftei Schufa mit einzelnen Anbietern.

Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein: Die teure Spielekonsole bestellen, aber erst einen Monat später bezahlen. So lautet das reizvolle Versprechen von Bezahldienstleistern, deren Logos mittlerweile in vielen Onlineshops präsent sind. „Buy Now, Pay Later“ (BNPL) heißt die magische Formel, mit der Anbieter wie Klarna, Ratepay oder Paypal Kunden locken wollen.

Doch natürlich können Verbraucher mit solchen Services die Bezahlung nicht ohne Konsequenzen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Hinter BNPL verbirgt sich nämlich in manchen Fällen eine Ratenzahlung, also gewissermaßen ein Kredit, den der Kunde dann nach und nach abbezahlt. Zinsen fallen auch noch an. Und wie mit jedem Kredit kommen die Sorgen: Was passiert eigentlich, wenn ich den nicht bezahlen kann? Verbraucherschützer warnen vor einer Schuldenfalle und bösen Konsequenzen für die eigene Bonität, was spätere Kreditaufnahmen erschwert. Aber wie heikel ist BNPL wirklich für Bonitätswerte wie den Schufa-Score?

Zwei verschiedene Modelle bei Klarna & Co.

Zunächst gilt es, zu unterscheiden. Hinter BNPL verbergen sich nämlich zwei verschiedene Modelle. Da ist zum einen der Rechnungskauf, bei dem der Kunde die Ware erst nach einer gewissen Zeit bezahlen muss, etwa nach 14 oder 30 Tagen. Der Vorteil: Er kann sich die Ware in Ruhe anschauen, gerade beim Online-Shopping ist das nützlich. Solange er die Rechnung dann pünktlich bezahlt, treten hier auch keine Probleme auf.

Zum anderen gibt es aber den Ratenkauf, bei dem Konsumenten über einen gewissen Zeitraum den Kaufpreis abzahlen, über monatliche Zahlungen. Dabei fallen Zinsen an. „Letztendlich gewähren die Anbieter damit einen Verbraucherkredit“, sagt Birgit Vorberg, Referentin für die Themen Kredit und Entschuldung bei der Verbraucherzentrale NRW. Sie warnt vor der Gefahr, immer mehr dieser für sich genommen kleinen Kredite in Anspruch zu nehmen. „Die Gefahr ist groß, dass man dabei den Überblick verliert“, sagt sie.

Vor allem junge Leute hätten oft gar keine Vorstellung, was für Folgen es hat, wenn sie die BNPL-Schulden nicht mehr bedienen können. „Wir haben sogar den Trend beobachtet, dass sich junge Menschen in den sozialen Netzwerken mit exorbitanten Klarna-Schulden brüsten“, sagt sie. Dass sie sich damit langfristig die eigene Bonität ruinieren, wissen viele anscheinend nicht. Und auch nicht, dass es damit später schwierig werden könnte, ein Auto oder ein Haus zu kaufen oder nur eine Wohnung zu mieten.

Auskunfteien wie die Schufa registrieren diese Kleinkredite nämlich, sofern die BNPL-Anbieter mit ihnen kooperieren. In der Vergangenheit war es so, dass bereits die Anfragen zur Bonitätsprüfung Auswirkungen auf den Score haben konnten. Die Logik dahinter: Wer viele Schulden hat – und sei es durch Verbraucherkredite – der ist tendenziell weniger kreditwürdig. Hier scheint aber ein Umdenken eingesetzt zu haben, wie die Schufa auf Nachfrage erklärt. „Wir beobachten, dass BNPL-Angebote viel Zuwachs haben, weil die Menschen den Komfort schätzen“, sagt eine Sprecherin. Die Zahlen bestätigen das. Aus dem aktuellen Kredit- und Risikokompass der Schufa geht hervor, dass 2022 über neun Millionen neue Ratenkreditverträge abgeschlossen wurden, ein Plus von 30 Prozent zum Vorjahr. Besonders stark wachsen Kleinkredite unter 1.000 Euro, innerhalb eines Jahres wurden 90 Prozent mehr abgeschlossen.

Schufa kooperiert mit BNPL-Anbietern

Die Schufa will dem veränderten Konsumentenverhalten Rechnung tragen und hat im Februar dieses Jahres mit mehreren BNPL-Anbietern – darunter auch Branchenprimus Klarna – ein Pilotprojekt gestartet. Die Schufa stellt weiterhin Daten zur Bonitätsprüfung zur Verfügung, nutzt im Gegenzug die Anfragen der Pilotpartner aber nicht mehr für die Berechnung des Scores. „Ziel ist es, eine Lösung zu finden, wie Informationen aus BNPL-Geschäften effektiv und datenschutzkonform genutzt werden können, um diese Geschäfte abzusichern und die Kundinnen und Kunden gleichzeitig vor Überschuldung zu schützen.“  Einen Zeitpunkt, zu dem das Pilotprojekt evaluiert werden soll, nennt die Schufa nicht.

Kunden können also in der Theorie unbefangen Ratenkredite abschließen, den Schufa-Score beeinflusst es erst einmal nicht. Allerdings gilt dies nur für die Anbieter, die am Pilotprojekt teilnehmen. Und welche das im Detail sind, gibt die Schufa nicht bekannt. Und natürlich ist all das hinfällig, wenn sie die Kredite am Ende nicht bedienen. Ausfälle werden selbstverständlich von der Schufa vermerkt. Man sehe in den eigenen Daten allerdings momentan keine Hinweise, dass Kleinkredite die Überschuldung treiben, so die Auskunftei.

Verbraucherschützerin Vorberg sieht trotzdem Gefahren und nimmt auch die Anbieter in die Pflicht. „Im Prinzip ist deren Geschäftsmodell völlig in Ordnung“, sagt sie: „Aber gerade die Werbung zielt sehr auf die angebliche Bequemlichkeit ab und spielt die Risiken runter.“ Ein Klick sei schnell getan, die Folgen könnten einen aber lange begleiten.